gerlinde anekkar

Gerlinde Anekkar


Max Beckmann, wunderbar dramatisch und poetisch,
zitiert aus dem Vortrag „Über meine Malerei“
London 1938:

„Ohne Ende sind unsere Fackeln, silbern, glührot, purpurn,
violett, grünblau und schwarz. Wir tragen sie imTanze über
die Meere und Gebirge, über die Langeweile der Welt des
Lebens. Sterne sind unsere Augen, Menschenseelen unser
Herz. Wir schlafen – und die Gestirne kreisen im dumpfen
Traum. Wir wachen – und die Sonnen treten an zum Tanz
über Bankiers und Schafe, über Huren und Fürsten.“

 

Work in progress

RHYTHMUS und ORNAMENT

Die MAGIE des SCHÖNEN, WAHREN, GUTEN?

Schon das formale Gefüge ornamentaler Kunst strahlt mittels ästhetischer Gestaltungskraft Stärke und Macht aus. Wiederholungen in taktmäßigen Rhythmen absorbieren Geist und Psyche und verstärken die suggestive Potenz von Stilisierung und Verflechtung der häufig schwer durchschaubaren Motive. Lebendiges erscheint meist stilisiert, als "Füllung" – gebannt in einzelnen Einheiten, lesbar, definierbar, in sich identisch, objekthaft. Regelmäßige Wiederkehr erzeugt gemeinsam mit Farbharmonien die Illusion naturgesetzlich gewachsener, harmonischer Ordnungsstrukturen mit "Ewigkeitscharakter".

Ornamentik kann ebenso wie Stil als Ausdrucksmittel einer Epoche Zeugnis ablegen für gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen. Eigenschaften von Ornamentierung wie Symmetrie, Reihung, Wiederholung, Stilisierung können sowohl auf Gewohnheiten und Verhaltensformen des Einzelnen als auch auf gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungsprozesse übertragen werden .

Meine Arbeit stellt ein konventionelles Ornament dar. Durch Teilung des Malgrundes in einzelne Elemente, - von denen jedes auch für sich selbst stehen könnte - räume ich mir selbst und den BetrachterInnen die Möglichkeit ein, das in Arbeit befindliche Flächenornament zu verändern und oder zu erweitern. Die in Rhythmus/ Ornament enthaltene Dimension von Zeit und Raum wird so begreiflich als durch menschliche Aktivität gestaltet und gestaltbar. Regelmäßig taktmäßige Rhythmen lösen sich auf zugunsten neuer Spannungsfelder, es können neue Harmonien und oder Disharmonien und Dissonanzen bis zur Auflösung von jeder Art von geordnetem Zusammenhang hergestellt werden, die sich irgendwie und irgendwann wieder in neue veränderte Harmonien verwandeln lassen. Der konservative, statische Charakter ornamentaler Strukturen kann so aufgebrochen und als durch menschliches Handeln veränderbar erlebt werden.

Äußerlich gesetzter Sinn und Wert, scheinbar magisch geronnene Naturgesetzlichkeit von Wirklichkeit wird über eigene Aktivität als - letztendlich kollektives- Menschenwerk be-greif-bar und er-lebt.


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Vita

1945 geboren in Bad Wildungen

1965 – 68 Studium der Architektur, TU Darmstadt
1969 Auslandsaufenthalt in Kuba, ca. 3 Monate
1971 bis 74 Studium Geschichte, Soziologie, Politik TU Darmstadt,
1974 / 75 Auslandsaufenthalt in Marokko, ca. 1 Jahr
1981 / 82 Umschulung zur Siebdruckerin, Gesellenprüfung
1982 / 83 Auslandsaufenthalt in Irland, ca. 6 Monate
1984 – 90 Leitung eines Siebdruck - Projekts für Jugendliche, AWO Frankfurt
1991 – 98 freie Mitarbeit bei az, andere zeitung Frankfurt / Main
1992 - 99 Studium Städelabendschule Frankfurt unter Bernd Jäger und
Nicole van den Plaas, workshops und Kurse bei Volker Steinbacher und Dagmar Hirsch - Post
 
Mitglied der KünstlerInnengruppe „fishihg for art“ seit 1998
 
Ausstellungen
2000 Kunstfabrik Darmstadt, „Rhythmus und Ornament“,
Gruppe „fishing for art“ Katalog
2004 Gutshof Ilow, Arbeitsaufenthalt und Ausstellung
2006 Mato – Fabrik Offenbach, „Arbeiten zu Christine Lavant“, Gruppenausstellung
2007 Kunstfabrik bhf2, Eröffnungsausstellung,